04.11.07 - Moere bis Urewera

Nach dem Frühstück steht also das Packen für die 2-Tageswanderung an. Das Wetter sieht genial aus, aber noch während des Packens fängt es das Tröpfeln an.
Können wir mit dem Track überhaupt starten? Was sollen wir alles mitnehmen? Fragen über Fragen ...
Ich nehme den großen Day-Pack-Rucksack mit. Der Inhalt: Gaskocher mit 2 Kochplatten und große Gasflasche (man weiß ja nie - ne, wir haben leider nichts anderes, als diese viel zu schwere Kochausrüstung), 4 Liter Getränke und massig an Futter für 2 Mittagessen, 1 Abendessen, 1 Frühstück und was für zwischendurch. Zu kaufen gibt es unterwegs nichts. Das heißt also, wir müssen an alles denken!
Wolfi ist bepackt mit seinem großen Rucksack. Der Inhalt: 1 Kochtopf, 2 Regenjacken, - hosen, Kulturbeutel, 2 Schlafsäcke, Sandalen, Foto, Badesachen, Mückenschutz, Toilettenpapier, Taschenlampen, Mützen, Handschuhe, natürlich Magnesium (!) und was man sonst noch braucht.
Also geht es los, erst mal zum Visitor center am Lake Waikaremeana in Aniwaniwa. Auf dem Weg dort hin regnet es heftig und der Wind bläst uns schier von der Straße. Oh Gott, auf was haben wir uns da eingelassen?!
Als wir die Dame am Visitorcenter fragen, ob sie uns den Track bei dem Wetter empfiehlt, ist die Antwort "the weather is not so bad! It's nice, even if it rains!" Und so kann uns nichts mehr aufhalten.
Der Track startet gleich mit einem mächtigen Anstieg. Wir haben das Gefühl, wir kommen mit dem Gepäck kaum voran. Aber von Meter zu Meter wird das Gefühl besser, auch wenn es anstrengend bleibt. Da wir durch den Wald laufen bekommen wir von dem schlechten Wetter nicht so viel mit, aber es scheint ziemlich wechselhaft zu sein: mal Nieselregen, Sonne, starker Wind oder nur bewölkt. Es ist scheinbar für dieses Wetter genau die richtige Route. Richtig nass werden wir nicht, unser Anti-Regen Equipment kommt also nicht zum Einsatz.
Der Wald gefällt uns richtig gut. Was auffällig ist, ist daß es kaum Vögelgezwitscher gibt. Nur 1 Vogel scheint uns die gane Zeit zu verfolgen, wie sich Wochen später herausstellt, ein Grey Warbler (http://www.mtbruce.org.nz/Greywarblerinfo.htm).
So geht es eine Stunde abwechselnd ziemlich heftig Berg auf und ab. Als der Lake Waikareiti in sicht kommt, fängt es extrem zu stürmen an. Der Blick über den See ist trotzdem super. Zum Glück ist hier auch eine Schutzhütte.
Hier treffen wir auch einig Leute. Diese machen alle nur den Weg zum See und wieder zurück und erklären uns als ziemlich verrückt, daß wir bei dem Wetter noch weiter laufen wollen.
Wir lassen uns aber nicht aufhalten und starten nach einer kurzen Stärkung in die 2., längere Runde. Noch ca. 3h liegen vor uns. Zum einen sind wir durch die Pause etwas ausgekühlt, zum anderen macht uns aber auch das Wetter in diesem Landstrich zu schaffen. Die Gegenden, die wir bis jetzt in Neuseeland bereist haben, waren doch deutlich milder.
Auf der 2. Etappe treffen wir noch eine ca. 10-köpfige Gruppe, die einen 5 Stunden-Marsch machen, sond sind wir komplett allein unterwegs. Niemand sonst scheint sich bei dem Wetter auf so ne Tour einzulassen.
Langsam wird das Gepäck auch wieder schwer. Unsere Schultern machen sich bemerkbar. Es geht weiterhin abwechseld die Berge hoch und runter, und wir stellen uns immer wieder die Frage, ob wir nicht doch einiges an Gepäck hätten zurücklassen sollen.
Die Wege werden immer schmaler, glitschiger und unwegsamer. Jetzt könnte allmählich unsere Hütte kommen. Wo bleibt sie denn blos?
Und dann das erlösende Schild: 5 Min bis zur Sandy Bay Hut! Yippie! Unser Marschtempo steigert sich sofort wieder.
Meine erste Tat an der Hütte ist natürlich Schuhe runter und ab in den See. Wegen der geringen Außentemperatur leider nur knietief. Mehr ist leider nicht drin. Echt schade. Für was haben wir die Schwimmsachen mitgeschleppt.
Danach richten wir es uns in der Hütte, die 18 Schlafplätze hat, die wir aber ganz für uns haben, etwas ein. Sie ist sehr spartanisch eingerichtet. Es gibt eigentlich nur die Betten, 1 Tisch mit Bänken, Spülbecken und Ofen. Plumpsklos gibt es im Busch. Licht gibt es leider keines. Kerzen haben wir vergessen. Das ist uns eingefallen, als wir schon fast an der Hütte waren. Aber ein paar nette Leute haben 2 Teelichter zurückgelassen. Die könnten unseren Abend retten!
Um uns aufzuwärmen, werfen wir den Gasofen an, was eine sehr komplexe Sache ist.
Dann kochen wir uns warmen Tee und Suppe. Super, das muss ich morgen schon nicht mehr mit zurückschleppen.
Wolfi schreibt die ersten Postkarten, während ich für den Blog "arbeite". Langsam wirds dunkel und unheimlich. Sturm und Regen nehmen zu. Es ist ganz komisch. Unser Blick aus dem Fenster, und das ist riesig, ist genau auf den See. Vom Strand sieht man nichts. So wirkt es, als würden wir direkt mitten auf dem See sitzen. Der Wind bläst den Regen auf uns zu, so daß es waagrecht regnet. Es ist echt eine total komische Atmosphäre.
Da ich alles super unheimlich finde und richtig Angst bekomme, quetschen sich Wolfi und ich zusammen in ein Bett, daß weniger als 90cm breit ist. Und das, wo noch 17 andere Betten leer stehen. Aber ich kann anders nicht schlafen. Wolfi ist der Held!

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